In meinem Herzen

„Ich behalte dein Wort in meinem Herzen…“ Psalm 119,11

„Man muss nicht alles wissen, man muss nur wissen, wo es steht“, heißt es immer häufiger. In einer Zeit, in der Wissen durch die Digitalisierung jederzeit leicht abrufbar ist, achtet unser Gedächtnis zunehmend darauf, wo wir Informationen finden könnten, anstatt die Inhalte der Information zu verinnerlichen. In der englischen Sprache heißt „auswendig lernen“ „learning by heart“. Wenn ich etwas auswendig lerne, so habe ich es ständig bei mir. Ich trage es „in meinem Herzen“. Genau das meint der Psalmist, wenn er davon spricht Gottes Wort im Herzen zu behalten.

Gottes Wort sollte das Fundament eines jeden Christen sein. Es ist die Richtlinie für unser Leben. Dabei reicht es nicht nur, Gottes Wort zu lesen oder es zu hören, es muss in unseren Herzen wurzeln, damit es unser Denken und Tun bestimmt und uns im Alltag begleitet.  In der Hektik des Alltags erinnern wir uns am schwersten an biblische Weisheiten, wenn wir sie am dringendsten brauchen.
 

Ich persönlich bin sehr dankbar, in meiner Kindheit Sonntagschullehrerinnen und später auch Jungschar- und Teenieleiter gehabt zu haben, die großen Wert auf das Auswendiglernen von Bibelversen gelegt haben. Sie motivierten uns Kinder mit unterschiedlichen Belohnungen und Wettbewerben. Ein Jungscharleiter beispielsweise versprach, mit jedem Essen zu gehen, der ihm 100 Bibelverse aufsagen könnte. Das packte meinen Ehrgeiz und so lernte ich fast spielerisch Gottes Wort auswendig. Erst später im Leben merkte ich, welch einen Schatz ich dadurch seither im Herzen trage.

Es gibt viele gute Gründe, Bibeltexte auswendig zu lernen: Es vertieft unsere Beziehung zu Gott und unsere Liebe zu seinem Wort, es unterstützt geistliches Wachstum und hilft uns, Gottes Willen besser zu erkennen und langfristig gute Entscheidungen zu treffen und richtige Prioritäten zu setzen. Auswendig gelernte Verse stehen uns in Momenten der Versuchung, der Angst oder der Verzweiflung direkt zur Verfügung. Ohne eine App oder ein Buch zu benötigen, geben Sie uns Halt und Wegweisung, bieten Trost und tragen uns durch schwierige Zeiten.

Der Schreiber des Hebräerbriefes ermutigt seine Leser, nicht nur die „leicht verdaulichen“ Worte zu verinnerlichen, sondern auch „feste Speise“ zu sich zu nehmen. Wenn wir dies kontinuierlich tun, entwickeln wir „infolge der Gewöhnung geübte Sinne zur Unterscheidung des Guten wie auch des Bösen“ (Hebräer 5,12). Wir merken, wie es uns immer leichter fällt, Entscheidungen zu treffen, die uns nicht nur heute dienen, sondern auch noch im Licht der Ewigkeit Bestand haben. Gottes Wertmaßstäbe gehen uns immer mehr in „Fleisch und Blut“ über. So verändert uns Gottes Wort immer mehr in das Bild Jesu hinein – und dies ist ja der Wunsch eines wahren Jüngers Jesu. Wenn Gottes Wort so immer mehr unser Denken prägt, dann wirkt sich das auch auf unsere Beziehungen aus: wir können Menschen in unserem Leben besser raten, trösten, ermahnen, ermutigen, ihnen Orientierung und Hoffnung geben.

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