Hast du Bock, ein Schaf zu sein?
Das Merinoschaf „Shrek“ ist in Neuseeland eine nationale Berühmtheit. Sechs Jahre lang flüchtete es vor seinem Hirten. In Neuseeland ist so etwas möglich, da Schafe dort für gewöhnlich nicht eingezäunt leben. Als Shrek schließlich 2004 eingefangen werden konnte, schleppte er stolze 27 kg Wolle mit sich herum. Das war schon lebensbedrohlich, da der Körper den Wärmehaushalt kaum noch regulieren konnte und sich zahlreiches Ungeziefer in dem Wollberg eingenistet hatte. Shreks Schur wurde schließlich (ebenso wie seine Ergreifung) landesweit im Fernsehen übertragen.
Sich einem Hirten nicht unterordnen wollen, ist lebensbedrohlich. Nicht nur in der Schafzucht. Auch im geistlichen Bereich. Für geistliche Leiter gebraucht die Bibel häufig das Bild des Hirten. Dabei wird eines immer wieder deutlich: Willst du ein guter Hirte sein, musst du ein gutes Schaf sein. Nur wer bereit ist, sich leiten zu lassen, kann andere leiten. Daher frage ich dich, besonders wenn Du bereits Leiter oder zumindest angehender Leiter bist, etwas salopp: „Hast du Bock, ein Schaf zu sein?“
Würde ich fragen: „Hast du Bock, ein Hirte zu sein?“, würden sicher zahlreiche Hände hochgehen. Hirte sein im übertragenen Sinn ist in den Augen vieler Menschen erstrebenswert. Sie verbinden ein Leitungsamt mit Ansehen, Macht, Einfluss und Wohlstand. Der Begriff des Hirten ist besonders in alttestamentlicher Zeit sehr positiv besetzt. Altorientalische Herrscher haben sich gerne als Hirten abbilden lassen. Der Pharao in Ägypten beispielsweise. Die berühmte Sarkophag-Platte des Tutanchamun zeigt den jungen König, wie er u.a. einen Hirtenstab in der Hand hält. Auch die alttestamentlichen Könige werden als Hirten des Volkes bezeichnet (vgl. Psalm 78,70-72). Daher: Hirte sein ist in den Augen vieler Menschen erstrebenswert. Schaf sein hingegen klingt im Vergleich dazu nicht sonderlich attraktiv.
Aber: Wer nicht bereit ist Schaf zu sein, kann kein guter Hirte sein. Der Apostel Petrus gebraucht für die Ältesten der Gemeinde das Bild des Hirten (vgl. 1. Petrus 5,1-3). Abschließend macht er dann klar: Jeder geistliche Hirte untersteht dem Oberhirten Jesus Christus. „Und wenn der Oberhirte offenbar geworden ist, so werdet ihr den unverwelklichen Siegeskranz der Herrlichkeit empfangen!“ (1 Petrus 5,4) Hirten müssen verstehen, dass sie einem Oberhirten unterstehen.
Willst du Hirte sein? Dann lerne, Schaf zu sein!
– Matthias Rüther, Schulleiter der Bibelschule Brake, er hielt die Traupredigt für Elisabeth und Andreas.