Ein Interview mit Jonathan Borau über seine Arbeit und die Erfahrungen als Evangelist.
Weshalb willst Du mit Menschen über Jesus reden?
Menschen zu Jesus zu bringen ist meine große Leidenschaft, denn Jesus ist real. Das habe ich selbst erlebt und deshalb wünsche ich mir, dass Menschen ihn kennen lernen und ihm ihr Leben anvertrauen.
Muss man studieren, um Evangelist zu werden?
Nein. Jeder Mensch kann andere auf Jesus aufmerksam machen. Jesus sagt, dass er uns in der Situation seine Worte in den Mund legen wird (Mt 10,19). Durch uns spricht Gott zu den Menschen. Und das erlebe ich oft: Gott redet, rührt die Menschen an und bringt sie zum Nachdenken.
Welche Rolle spielen Medien?
Medien sind ein guter Gesprächseinstieg und holen Leute da ab, wo sie gerade sind. Der Gebetsscheck zum Beispiel hilft, auf natürliche Weise in Kontakt zu bleiben.
Erlebst Du Zurückweisung und wie gehst Du damit um?
Ich rechne damit und kann meistens gut damit umgehen. Wenn Menschen abweisend sind, dann hat das nichts mit mir zu tun. Sie können zum Beispiel vorher schlechte Erfahrungen mit Christen gemacht haben. Oft haben sie es einfach nur eilig und lassen sich deshalb nicht auf ein Gespräch ein.
Kann man auch mit anderen spontan über Jesus reden, wenn man kein Profi ist?
Das ist eines meiner Anliegen. Ich möchte Christen motivieren, an dem Ort Zeugnis zu sein, an dem Gott sie hingestellt hat. Jeder auf seine Weise. Und ich unterstütze sie dabei, herauszufinden, ihren persönlichen Weg zu finden.
Was sagt die Bibel darüber, mit anderen über den Glauben ins Gespräch zu kommen?
Die Bibel spricht an verschiedenen Stellen von unserem Auftrag, von Jesus zu erzählen. Wichtig ist aber, dass es nicht jeder auf die gleiche Art und Weise tun muss, denn nicht jeder hat die Gabe, mit Menschen direkt zu sprechen. Deshalb entwickle ich zurzeit einen Ideenpool, wie Menschen mit oder auch ohne direktes Reden ihren Glauben weitergeben können.
Planst Du Deine Einsätze?
Das hängt immer davon ab, ob ich allein unterwegs bin oder mit anderen. Bei einer Gruppe schaue ich, was zu ihnen passt. Gute Erfahrungen habe ich zum Beispiel damit, Passanten Gebet anzubieten. Sinnvoll sind auch Onlineumfragen mit Tablets oder sich betend auf eine Umgebung einzulassen und sich von Gott führen zu lassen, welche Person gerade Gespräch braucht.
Wenn ich alleine unterwegs bin, versuche ich manchmal ganz bewusst, Neues auszuprobieren. Damit teste ich, welche Orte und Zeiten bei Menschen gut ankommen, um diese Erfahrungen weitergeben zu können.
Welche Fragen stellen die Leute, wenn sie merken, dass Du Christ bist?
Ganz typische Fragen gibt es nicht. Einige fragen, was ich selbst erlebt habe und wie ich mit Zweifeln umgehe. Sie reden über ihre eigenen Zweifel und suchen nach Antworten auf ihre Fragen. Erstaunlicherweise finden es viele sehr nachdenkenswert, dass man Gott persönlich kennen lernen kann.
Sind die Menschen offen für Gespräche?
In Gießen lassen sich ungefähr 30-50% der Menschen auf ein Gespräch ein. Diese erlebe ich als sehr nachdenklich und offen. Und man sieht den Menschen an, ob sie Interesse haben oder eigentlich in Eile sind und sich nur aus Höflichkeit auf ein Gespräch einlassen, wobei dadurch auch oft gute Gespräche entstehen.
Gibt es auch seelsorgerliche Gespräche?
Abhängig von der Lebenssituation der Menschen habe ich auch seelsorgerliche Gespräche. Gott interessiert, was uns bewegt: Und in diese Situationen spricht er hinein, auch durch mich. Letztens hatten wir ein Gespräch mit einem Flüchtling, dem wir Gebet angeboten haben. Er wollte, dass wir Gott bitten, dass er ein besserer Mensch wird. Während des Gespräches habe ich erfahren, dass er wenige Tage zuvor einen Abschiebebescheid bekommen hat. Mich hat beeindruckt, dass er das nicht als Gebetsanliegen gesagt hat, sondern es sein größtes Anliegen war, sein Leben zu ändern.